|
|
Under The Black Sun 2025Hier geht's zur Bildergalerie! |
|
Take off: 03.07.2025 - Review (2849 mal gelesen) |
Auch dieses Jahr mache ich mich wieder auf den Weg in die brandenburgische Provinz, um meine Leidenschaft für die verschiedenen Spielarten des Black Metals ungehemmt auszuleben. Das Under The Black Sun-Festival öffnet zum 26. Mal seine dunklen Tore für alle Fans extremer Musik. Das Lineup kann sich wie immer sehen lassen und hat neben Genregrößen wie VADER, MARDUK oder IMPALED NAZARENE auch einige Perlen des Untergrunds mit auf dem Plan. ORDER OF NOSFERAT, DENIAL OF GOD oder auch BAXAXAXA werden von vielen wohl sehnlichst erwartet. Mit LUNAR SPELLS, GRABUNHOLD, STREAMS OF BLOOD oder AMYSTERY hat man mich schnell auf seine Seite gezogen. Schnell mein Zeug ins Auto geworfen und ab geht die Fahrt in die Metropole Friesack.
Tag 1: Donnerstag
Arbeitnehmerfreundlich eröffnet das Festival wie gewohnt am Donnerstag mit einem Warm-Up-Tag, wobei die erste Band um 18 Uhr loslegt. Dank Home-Office habe ich meine Arbeit schnell erledigt und konnte rechtzeitig los. Der Verkehr in Berlin sorgt direkt dafür, dass man richtig Lust auf eine Ladung geballten Hass hat. Nichtsdestotrotz erreiche ich gegen halb sechs das Gelände. Trotz einer längeren Schlange am Eingang läuft der Einlass schnell ab und ich habe meinen Presseausweis zügig in der Hand. Das liegt vor allem auch an der gut eingespielten Crew des Festivals, die sich seit Jahren kaum verändert hat. Zumindest sehe ich jedes Mal die gleichen Gesichter vor mir stehen. Also nutze ich die etwas freie Zeit und schaue mich ein wenig auf dem Gelände um. Mal schauen, was sich in einem Jahr so alles getan hat. Als erstes fällt der Bereich der Händler etwas auf. Dieses Jahr scheinen ein paar zu fehlen, was mich aber wenig stört, da die wichtigsten Stände für mich immer noch vorhanden sind. Auf Social Media war bereits die Sprache von einer größeren Bühne, aber als ich davorstand, war das schon beeindruckend. Klar, wenn man die großen Festivals gewohnt ist, ist die Bühne nichts Besonderes. Aber für ein Festival im extremen Bereich, bei dem größtenteils Black Metal-Bands auftreten, ist die Größe schon außergewöhnlich. Nach dem kurzen Rundgang geht es dann auch schon in den Fotograben für die erste Band des Tages.
Ursprünglich war es die Aufgabe von DIM AURA, das Festival zu eröffnen, die aber kurzfristig absagen mussten und durch FLAMMENAAR ersetzt worden sind. Da mir beide Bands bisher unbekannt sind, macht das für mich keinen großen Unterschied. Pünktlich steht die Band auf der Bühne und legt ohne langes Gewese auch direkt los. Mit ihrem verspielten, melodischen Black Metal kommt die Truppe ziemlich gut an für einen Opener und der Platz vor der Bühne füllt sich mit jeder Sekunde zunehmend. Besonders die Gitarren bekommen viel Raum, aber nicht nur um eiskalt zu sägen, sondern um häufig in ausschweifende Soli auszubrechen. Dadurch kommt schnell eine packende Atmosphäre auf, die fast schon in den Bereich Epik abdriftet. Auch ruhigere Parts webt die Band gekonnt mit ein und das Publikum lässt sich gut in die Musik hineinziehen. Allerdings wirken die Mitglieder steif auf der Bühne und posieren nur ein wenig zu den Soli, was den Gesamteindruck etwas trübt. Die 40 Minuten gehen dennoch schnell vorbei und ich mache mich, leider vergeblich, auf die Suche nach etwas Merchandise. Es ist immer schade, wenn eine Band vollends überzeugt, aber dann kein Stück zum Verkauf dabei hat. Da ich Streamingdienste ablehne, wird die Band auf lange Sicht wohl in Vergessenheit geraten. Schade!
Auch an den Getränkeständen geht es recht zügig voran und ich stehe pünktlich zur nächsten Band wieder vor der Bühne. Es geht weiter mit SODOMIZER aus Brasilien und ich brauche ein paar Minuten, um zu erkennen, woher ich den Sänger und Bassisten der Truppe kenne. Dann macht es aber Klick und ich erinnere mich daran, dass er ebenso Bassist und Sänger von SATAN WORSHIP ist. Die beiden Bands liegen auch gar nicht so weit auseinander, denn was mir an SATAN WORSHIP gefällt, trifft auch auf den Auftritt von SODOMIZER zu. Mit viel Elan wird die Bühne gestürmt und sie ballern uns einen rotzig, punkigen Thrash/Black Metal-Song nach dem nächsten um die Ohren. Hier steht der Spaß eindeutig im Vordergrund und mein Tanzbein kommt da mit Leichtigkeit in Bewegung. Die Riffs werden dick aufgetragen und bei den Soli fliegen die Finger nur so über die Saiten. Diese Spielart des Black Metals ist ein Live-Garant und das Publikum nimmt es auch willig an. Nach dem Konzert rutschen dann auch die ersten Platten des Festivals in meinen Beutel.
Mit HELL MILITIA aus Frankreich geht es im Anschluss ein deutliches Stück langsamer zur Sache. Den schwerfälligen, leicht okkulten, Black Metal bezeichnet die Band selbst als Necro Black Metal. Dass die Band auch schon eine Weile unterwegs ist, merkt man ihnen deutlich an. Die Posen sitzen und die Mimik und Gestik unterstreichen die Atmosphäre gekonnt. Sänger Spir Ignis stampft über die Bühne und growlt mehr, als das er keift. Oftmals erinnert mich der Sound der Band an IMHA TARIKAT. Geballte, rohe Kraft wird mit viel Wucht in das Publikum gehämmert. Für Fans des modernen Black Metals sind sie sicher eine gute Anlaufstelle. Meinen Geschmack kann die Gruppe allerdings nicht treffen und ich geh nach ein paar Songs etwas zu den Händlern stöbern.
Auch dieses Jahr kann ich meine Sammlung wieder etwas vervollständigen und besonders die aktuelle Platte von ASARHADDON hatte ich schon längst abgeschrieben. Ich kann euch nur raten mal in "Êra" reinzuhören. Die Platte hat es in sich. Angenehm ist auch, dass der Weg zum Camping-Ground nicht weit ist und ich so meine Einkäufe direkt ins Auto packen kann.
Nach der kurzen Shopping-Pause geht es dann genau dort weiter, wo SODOMIZER aufgehört haben. SEXTRASH bestehen zum Teil aus der gleichen Mannschaft und fahren auch musikalisch einen ähnlichen Stil. Ein Mix aus Thrash Metal und Black Metal donnert auf uns herab. Roh, wild, räudig und vor allem ungebremst knallen die Riffs uns um die Ohren. Damit eröffnet die Band auch den ersten Moshpit des Festivals, was eher eine Seltenheit hier ist. Zeigt aber auch wie gut der Stil beim Publikum ankommt. Klar, hier geht es nicht um Feingefühl oder lyrischen Hochgenuss, hier geht es um Party, Suff und wilde Spiele, und damit ist die Band auf einem Festival genau richtig aufgehoben. Wer allerdings mit "Stumpf ist Trumpf" nichts anfangen kann, wird bei der Band wohl das Weite suchen. Ein paar Runden im Moshpit gedreht und schon sind die guten 40 Minuten auch wieder vorbei und ich brauche erstmal was zu trinken.
Da der Donnerstag nur zum Warmwerden da ist, wird es nun auch schon Zeit für den Headliner des Tages. Über VADER braucht man nicht mehr viele Worte verlieren. Wer es bis zum Under The Black Sun geschafft hat, sollte mit dem Namen etwas anfangen können. Allerdings wirken VADER heute nicht so, als hätten sie sonderlich viel Bock auf den Auftritt. Natürlich hat eine Band, die so lange unterwegs ist, nicht mehr das gleiche Feuer wie eine frische, junge Gruppe, aber etwas mehr hätten sie uns schon geben können. Der ganze Auftritt wirkt nach totaler Routine und auch wenn die Songs ordentlich knallen, will der Funke bei mir nicht überspringen. Möglicherweise geht es aber auch nur mir so, denn das Publikum scheint Spaß dabei zu haben. Allerdings nutzen sie nicht ihre gesamte Spielzeit und es hätten sicher noch zwei oder drei Songs mehr reingepasst.
VADER sind aber schnell vergessen, denn jetzt steht mein Favorit des Tages an. Auf Platte konnten mich LUNAR SPELLS schon das ein oder andere Mal vollkommen überzeugen und umso gespannter warte ich auf den letzten Gig des Abends. Was auf Platte schon funktioniert, überträgt die Band auch mit Leichtigkeit auf die Bühne. LUNAR SPELLS präsentieren besten 90er-Jahre Black Metal ohne jedweden neumodischen Einfluss. Kutten, umgedrehte Kreuze und Corpse Paint sind natürlich Pflicht! In purer Raserei, mit messerscharfen, eiskalten Gitarren und einem keifenden Gewitter erfüllen sie jeden Puristen des Genres mit Freude. Viel Bewegung oder eine große Show liefert das Trio auf der Bühne nicht ab. Lediglich der Bassist wandert immer mal etwas herum. Das tut der Stimmung allerdings keinen Abriss, da hier die Musik und die Atmosphäre im Vordergrund steht.
So verfliegt auch die Zeit wie im Flug und ich wandere entspannt zu meinem Auto. Der Warm-Up-Tag hat seinen Zweck zu hundert Prozent erfüllt und der Großteil der Bands konnte mich begeistern. Mit Vorfreude auf den kommenden Tag knall ich mich ins Bett.
Tag 2: Freitag
Nach einer mehr oder weniger kurzen Nacht und einem ersten Post zum Festival auf unserer Instagram-Seite mache ich mich wieder auf den Weg nach Friesack und erreiche pünktlich zu den MAGGOTS das Festival. Die Lokalmatadoren aus Brandenburg haben die Aufgabe, das verschlafene Publikum zu wecken. Als die Band mit ihrer Show beginnt, ist es noch recht leer vor der Bühne. Beirren lassen sie sich davon allerdings nicht und legen mit ihrem knarzigen und rumpeligen Death Metal los. Besonders der Schlagzeuger fällt mir sofort auf und dominiert mit seinem punkig angehauchten Stil den Sound der Band. Mit groovigen, aber kalten Gitarren, einem donnernden Bass und Vocals aus der tiefsten Höhle rollen die MAGGOTS über das immer voller werdende Publikum hinweg. Stumpf ist Trumpf zeigt sich mal wieder von der besten Seite!
So fängt der Tag doch ordentlich an und ich gehe ohne Umwege zum Merch der Band. Dann aber wieder ab vor die Bühne, denn jetzt stehen THRONECULT auf dem Plan. Eine kurze Internetrecherche ergibt nur recht wenig. Lediglich, dass sie aus Sachsen kommen und bereits ein Album veröffentlicht haben, konnte ich in Erfahrung bringen. Im Vergleich zu ihrer Musik schleichen THRONECULT auf die Bühne und beginnen ihr Set recht unspektakulär. Recht unspektakulär zieht sich auch der Rest des Konzertes hin. Auf der Bühne passiert nicht viel und ihr ballernder Black Metal ist zwar keine Folter für die Ohren, aber leider eben recht generisch und es mangelt an einer eigenen Note. Handwerklich hat das alles seine Ordnung und der okkulte Touch könnte sich zu einer eigenen Note entwickeln, aber für den Moment verziehe ich mich nach hinten und hole mir etwas zu essen.
Die Kraft brauch ich jetzt auch! Die beiden kommenden Bands zählen zu meinen absoluten Favoriten des gesamten Festivals. Den Anfang machen GRABUNHOLD und wer sich ein wenig in der Literatur auskennt, wird schnell erkennen das Tolkiens Werke eine wichtige Rolle im Leben der Band spielen. Der Bandname, das Logo, die Songtexte, die Artworks, die Shirts alles schreit nach dem berühmten Autor. Da auch ich von allem, was Tolkien je geschrieben hat, absolut begeistert bin, haben GRABUNHOLD vielleicht einen unfairen Vorteil gegenüber den restlichen Bands. Es dauert auch nur zwei Songs und ich bin komplett gefangen im Auftritt und Sound der Band. Das liegt zum einen an den Outfits der Band, welche völlig übertrieben, aber eben auch unglaublich passend sind. Brustplatte, Umhang, klassisches Corpse Paint und die textliche Basis wird für den ein oder anderen sicher zu viel sein. Dass die Band aber einen großartigen Black Metal der zweiten Welle spielt, kann man nicht von der Hand weisen. Dabei liefern die Gitarren auch immer wieder melodische Leads und Soli ab, die das grobe Geholze ordentlich auflockern. Damit vergeht die Zeit wie im Flug und ich gehe mit einem breiten Grinsen mir die Platten besorgen.
Ich beeile mich, um keine Sekunde der folgenden Band zu verpassen. Mit STREAMS OF BLOOD kommt eine Band auf die Bühne, die ich nicht zum ersten Mal sehe und die mich auch schon eine gefühlte Ewigkeit begleitet. Bisher haben sie mich weder auf Platte noch auf der Bühne enttäuscht und meine Erwartungen sind dementsprechend hoch. Auch heute stürmt die Band die Bühne wieder maximal angepisst und lässt ihr Blast Beat-Gewitter über uns hereinbrechen. Besonders Sänger Thymos wirkt so, als läge ihm die ganze Welt quer im Magen, und kotzt seine Vocals in die Menge. Dabei nutzt er die ganze Bühne aus und wirkt wie ein Tiger im viel zu kleinen Käfig. Auf instrumentaler Seite wird ohne Gnade alles niedergewalzt, was ihnen in den Weg kommt. Blastbeats, eiskalte Gitarrenriffs und das Gaspedal auf Anschlag erzeugen eine Art des Black Metals, die mir zu gut gefällt. Damit sichern sich STREAMS OF BLOOD erneut einen Platz unter den Highlights des Festivals und nach diesen zwei großartigen Bands gehe ich erstmal etwas trinken.
Nach der Anstrengung brauche ich erstmal etwas Entspannung und nachdem ich ein paar Fotos von THORYBOS geschossen habe, ziehe ich mich auf den Hang zurück und verfolge das Konzert im Sitzen. Optisch macht die Band schon einiges her. Der Sänger wütet vor sich hin, spuckt Blut und schmeißt auch mal einen Mikrofonständer durch die Gegend. Im Vergleich zum Vorgänger kaufe ich der Band das allerdings nicht ab. Irgendwie wirkt das Schauspiel zu aufgesetzt, zu theatralisch. Dazu holzt die Mischung aus Black und Death Metal auch ziemlich einfallslos nach vorn. Da ich das schon tausendmal gehört habe, mache ich mich auf und statte den Händlern einen Besuch ab, während die letzten Töne von THORYBOS verklingen.
Etwas zu trinken, etwas zu futtern und ein paar Einkäufe später, ist es Zeit für BAXAXAXA. Die Gruppe konnte sich in der Black Metal-Szene einen ordentlich Ruf aufbauen und man könnte ihnen schon fast einen Legenden-Status anhängen. Zu Hause habe ich auch eine Kompilation von ihnen liegen, welcher ich aber bisher kaum Beachtung geschenkt habe. Umso gespannter bin ich, als die Band in Kutten gehüllt und mit ordentlich okkulten Sachen behangen die Bühne betritt. Der Fokus liegt vollkommen auf dem Sänger und von seinen Bewegungen und der Gestik erinnert er mich oft an Attila Csihar von MAYHEM. Irgendwie okkult und ein wenig in seiner eigenen Welt gefangen, keift er die Songs mit dem Feuer der 90er-Jahre. Genau das trifft auch den Nagel auf den Kopf. BAXAXAXA spielen Oldschool Black Metal und werden mit offenen Armen vom Publikum empfangen. Klar, daran ist nichts neu und die Outfits der Band sind auch nicht weit vom Kitsch entfernt, aber selten sieht man den Stil so perfekt umgesetzt und nicht als Kopie der großen Helden. Durch melodische Spielereien an den Gitarren und dem melodischen Keyboardteppich im Hintergrund ist das Ganze auch recht eingängig und bleibt noch lange in meinem Ohr kleben. Ich muss wohl den Platten der Band etwas mehr Beachtung schenken.
CURSE UPON A PRAYER schaue ich mir wieder mit etwas Abstand von der Bühne an und die Band holt uns zum moderneren Black Metal zurück. Leider haben sie das gleiche Problem wie THORYBOS zuvor. Handwerklich ist das alles in Ordnung aber vom Sound her klingen sie halt wie tausend andere Bands, die jeden Tag die Musikwelt überfluten. Von weiten mit einem Snack in der Hand kann man sich das allerdings gut geben. Ein Großteil des Publikums sieht es ähnlich und bereitet sich lieber auf die letzten Bands des Abends vor, als CURSE UPON A PRAYER abzufeiern.
Mit IMPIETY geht es ungebremst weiter und ich muss meine Kamera ein ganzes Stück nach oben nehmen, um den Sänger und Bassisten überhaupt fotografieren zu können. Der Hühne dominiert mit seinem Auftreten das ganze Geschehen auf der Bühne und lässt auch nichts anbrennen. Mit kratzigen, rauen Growls passt der Gesang mehr in den Death Metal und ist eine willkommene Abwechslung nach dem vielen Black Metal-Gekeife. Dazu mischen sie auch noch eine ordentliche Ladung Thrash Metal mit hinein und drücken gut aufs Gas. Allerdings scheint das Publikum erste Ermüdungserscheinungen zu haben oder sie sparen ihre Kräfte für den Headliner des Tages. Die Menge an Shirts, Patches, Pullover oder Caps lassen zumindest vermuten, dass der Großteil heute auf MARDUK wartet. Davon unbeirrt schmeißen IMPIETY einen Knaller nach dem nächsten in die Menge und mir gefallen sie ganz gut, auch wenn ihr Sound keine Weltneuheit ist. Mit einem anderen Slot hätte die Band sicher mehr Aufmerksamkeit vom Publikum erhalten. Verdient hätten sie es. Dabei fällt mir auch auf, wie viel Death Metal es dieses Jahr auf dem Festival gibt, was ein wenig untypisch für das Under The Black Sun-Festival ist, aber zumindest mich nicht stört.
Bevor es nun zum Headliner geht, muss ich mir aus meinem Zelt erstmal meinen Pullover holen. Wir hatten zwar schon schlechteres Wetter beim Festival, aber wirklich sommerlich fühlt es sich heute auch nicht an. Zumindest bleibt es die ganze Zeit über trocken und ein Gewitter, wie im vergangenen Jahr bleibt dieses Mal fern. Ordentlich eingepackt geht es dann aber auch vor die Bühne, wo das große MARDUK-Banner bereits hängt. Empfohlen wurde die Band mir schon tausendmal, sogar von Metalheads, die sonst kaum bis gar keinen Black Metal hören. Ein paar Platten habe ich auch von ihnen zu Hause, aber intensiv beschäftigt habe ich mich mit der Band noch nicht. Die meisten Freunde und Bekannte meinten, die reißen Live ordentlich ab, auch wenn es oft Probleme mit dem Sound gibt. Das soll heute allerdings nicht der Fall sein. Während ich meine Fotos schieße, bewege ich mich auf alle Seiten des Geländes und egal wo ich stand, der Sound hat gepasst. Die Erfahrung der Crew zeigt sich auch hier wieder deutlich. Wo VADER mich am Vortag noch mit Routine langweilten, rollt der MARDUK-Panzer gnadenlos über meinen Kopf. Hinter dem Schlagzeug sitzt ein wahres Monster und beschert uns ein Geballer direkt aus der Hölle. Brutaler und tighter kann man es kaum machen. Von der ersten Sekunde an bis zur letzten Minute geht das Publikum voll mit und die Begeisterung steht der Band auch in die grimmigen Gesichter geschrieben. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf Sänger Mortuus, welcher mit einer angepissten Leidenschaft das Publikum anschreit. Wer dann auch noch Knaller wie 'Christraping Black Metal' oder das obligatorische 'Panzer Division Marduk' im Gepäck hat, kann nichts mehr falsch machen. So muss ein Headliner auftreten!
Damit haben es ORDER OF NOSFERAT gar nicht leicht, den Abschluss des Tages zu gestalten. Trotz des starken Auftritts vom Headliner und der späten Stunde begeben sich nur ein paar Leute bereits zu ihren Zelten und der größte Teil bleibt vor der Bühne. Das zeigt auch deutlich, welch einen Status die Gruppe im Untergrund mittlerweile hat. Seit 2020 haben sie bereits stolze sechs Alben und eine Split veröffentlicht, welche durchaus gefeiert wurden. Auch auf Konzerten oder von Freunden wurden sie mir schon gefühlt hunderte Male angepriesen. Mit ihrer Mischung aus Dungeon Synth und traditionellem, eiskalten Black Metal überzeugen sie auch einen Großteil des Publikums. Die Müdigkeitserscheinungen sind schnell vergessen und der letzte Act des Tages wird würdig gefeiert. Damit bietet die Band einen würdigen Abschluss des Freitags, auch wenn sie meinen Geschmack gar nicht treffen können und ich mich nach ein paar Songs in den Feierabend verabschiede.
Tag 3: Samstag
So langsam merke ich, dass ich keine 20 mehr bin. Die Knochen leiden und die Müdigkeit muss mit mehr als einer Ladung Koffein bekämpft werden. Nichtsdestotrotz stehe ich auch am letzten Tag des Festivals wieder pünktlich vor der Bühne und auch heute stehen mit AMYSTERY und SARDONIC WITCHERY noch zwei Highlights auf meiner Liste.
Den Anfang machen heute MAGOTH mit einer Portion okkulten, modernen Black Metal. Mit aufwendigen Outfits und allerlei Requisiten auf der Bühne startet die Band in ihr Set. Was gut aussieht, klingt auch im ersten Moment gar nicht so übel. Das Schlagzeug ballert vor sich hin, es wird fies gekeift und die Gitarren schneiden alles kurz und klein. Dazwischen finden sich immer wieder atmosphärische Unterbrechungen, die den okkulten Charakter der Band unterstreichen. Wie bei vielen Gruppen liegt das Problem mal wieder an der fehlenden Identität. Viel zu meckern gibt es nicht. Die Performance ist zwar etwas steif, aber ganz solide. Handwerklich sitzt das Ganze, aber ist leider auch ziemlich austauschbar. Dennoch könnte ein Opener schlimmer sein und MAGOTH haben auch das Potenzial mehr aus sich zu machen. Auch die Preise am Merch der Band haben mich doch etwas abgeschreckt. 20€ für eine CD empfinde ich für ein wenig zu viel.
Eine der größten Überraschungen im Lineup diesen Jahres waren wohl NAXEN. Dass eine Band wie NAXEN mal auf dem Under The Black Sun-Festival spielen würden, hätte ich mir nur schwer vorstellen können, zeigt aber auch, welch Anziehungskraft die Veranstaltung mit sich bringt. Blöd nur, dass ich sie bereits auf einem anderen Festival auf der Bühne begutachten durfte und sie für mich die Enttäuschung des Tages darstellten. Da mir die Band auf Platte gut gefällt, lasse ich sie aber nicht aus und bin gespannt, ob mich ihre Performance heute überzeugen kann. Mit zwei Bannern an jeder Seite und schlichten Klamotten bietet die Band auch eine Abwechslung in Sachen Optik auf der Bühne. Das ist allerdings auch schon das Einzige, was mich wirklich zu begeistern weiß. Auf der Bühne laufen sie einfach meilenweit an mir vorbei. Die Performance wirkt statisch, die Musik ist ziemlich träge und fast schon etwas langweilig. Schaue ich mich aber um, scheine ich mit der Meinung recht allein dazustehen, denn das Publikum wirkt begeistert. Auch nach dem Konzert ist der Merch-Tisch gut besucht. Wahrscheinlich bin ich nicht der richtige Zuhörer für ihre Musik.
Nach einer ausgiebigen Shoppingtour und etwas zu essen, steht dann endlich ein weiterer Favorit von mir auf der Bühne. SARDONIC WITCHERY begleiten mich schon eine ganze Weile und ich bin froh, den Meister King Demogorgon endlich auch mal live erleben zu dürfen. Im Vorfeld wurde auf Facebook veröffentlicht, dass A. Krieg von DARKMOON WARRIOR am Bass aushelfen wird. Das steigert meine Spannung umso mehr und ich kann es kaum erwarten. Der Sturm lässt auch nicht lange auf sich warten und die Band legt sofort los. Musikalisch wird wieder mit der "Stumpf ist Trumpf"-Keule um sich geprügelt und eine Mischung aus Black Metal und Thrash Metal abgefeuert. Das Rezept ist nicht neu und King Demogorgon schwitzt Oldschool Metal aus jeder Pore. Schließlich ist er auch schon seit einer ganzen Weile unterwegs. Dabei spielt er nicht nur die Rolle des Frontmannes, sondern auch des Entertainers. Wenn man eine Band mit viel Spielfreude hervorheben müsste, dann wäre das SARDONIC WITCHERY ohne Wenn und Aber. Die ganze Zeit über nutzt er die komplette Fläche der Bühne aus, tobt hin und her, posiert und spielt mit seinen Musikern und reckt nicht nur einmal eine Axt in die Luft. Dazu knallt der räudige, eklig schöne Black Thrash aus den Boxen und man kann schon fast von einer Party reden, soweit das im Black Metal erlaubt ist. Viel zu schnell geht die Zeit vorbei und am Merch führt kein Weg vorbei.
Nach der Party wird es aber wieder Zeit, den Ernst in den Vordergrund zu stellen. Mit AMYSTERY steht eine weitere Kapelle auf dem Plan, die ganz oben auf meiner Liste steht. Ihr Album "Chaos Empire Satan" vom vergangenen Jahr war eines der Highlights im Black Metal 2024. Dementsprechend gespannt bin ich, als die Band die Bühne betritt. Das Corpse-Paint des Sängers gehört zu den Besten des gesamten Festivals und ist eine wahre Freude für die Fotografen. Lange Zeit zum Anschauen hat man allerdings nicht, denn die Band legt sofort los und bietet bis zum Ende des Konzerts kaum eine Verschnaufpause. Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang - mehr brauchen sie nicht um ein Black Metal-Feuer zu entfachen. Die Band fokussiert sich aufs Wesentliche und das spiegelt sich auch im Bühnenbild wider. Ein Banner muss ausreichen und auf okkulte Symbole oder andere Objekte wird verzichtet. Etwas statisch wirkt die Show schon, also fokussier ich mich lieber rein auf die Musik. Black Metal der alten Schule steht erneut auf dem Programm und neue Ansätze sucht man vergebens, aber AMYSTERY spielen es einfach genau richtig und machen von der ersten Sekunde an Spaß. Roh, brutal und ungeschönt präsentieren sie die Essenz des Black Metals. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!
In eine ähnliche Kerbe schlagen auch PESTLEGION, welche nun an der Reihe sind. Scheinbar haben sie auch schon einen Ruf in der Szene, denn vor der Bühne ist es schon vor Beginn recht voll. Oldschool Black Metal ist halt immer noch der ungeschlagene Favorit auf dem Festival. In bester Trve-Manier ballern sie uns ihre Songs roh und ungebremst ins Gesicht. Hohes Gekeife, eiskalte Gitarren, ein donnerndes Schlagzeug bieten alles, was den Black Metal-Puristen erfreut. Für mich haben das AMYSTERY allerdings besser umgesetzt und ich gönne mir eine Pause.
Erholt und erfrischt geht es dann wieder vor die Bühne und es stehen GORGON aus Frankreich auf dem Plan. Das Solo-Projekt ist mit einer Unterbrechung bereits seit 1991 unterwegs, dennoch sagt der Name mir gar nichts. Der Kopf hinter der Gruppe Christophe Chatelet legt sich aber ordentlich ins Zeug, damit ich GORGON so schnell nicht wieder vergesse. Der Fronter und Gitarrist wirkt zwar ein wenig in seiner eigenen Welt gefangen, aber kann diesen Wahnsinn auch überzeugend rüberbringen. Für Bewegung sorgen seine Mitstreiter. Besonders Bassistin Nia Vile lässt die Haare rotieren und posiert ohne Ende. Dabei wirkt die Band völlig entspannt, so als ob sie bereits seit Jahren zusammenspielt. Musikalisch geht es mit GORGON zurück zu den Anfangstagen des Black Metals. Sie bereichern ihren rohen Black Metal mit Elementen aus dem Heavy Metal. Dadurch groovt und treibt der Sound ungemein voran und eignet sich optimal zum Headbangen. Dem Publikum gefällt es sichtlich und ich decke mich erstmal mit ein paar Platten ein. So leicht lass ich mir die nicht noch einmal entgehen!
Im Anschluss wird die Bühne mit allerlei Deko versehen und DENIAL OF GOD betreten nach einem theatralischen Intro die Bühne. Wenn ich den Sänger und die Outfits der Band sehe, denke ich sofort: "Meat Loaf ist als Zombie auferstanden und macht jetzt Black Metal!". Das mag die Band vielleicht nicht hören, aber so weit weg ist der Gedanke gar nicht. Optisch passt das gut und auch musikalisch gibt es ganz feine Parallelen. Ihr im Midtempo angesiedelter Black Metal hat eine starke melodische Schlagseite und wird immer wieder von Samples unterbrochen, was eine Theater-Atmosphäre erschafft wie in einer schaurigen Horrorgeschichte. Auch die Gestik und Mimik des Sängers unterstreicht diesen Ansatz. Damit stechen DENIAL OF GOD deutlich aus dem Lineup heraus, aber schaffen es nicht, mich damit gefangen zu nehmen. Allerdings hat das Publikum sichtlich Spaß und in Gesprächen höre ich auch nur Positives zu dem Auftritt. Ein anderes Mal klickt es vielleicht bei mir.
So langsam machen sich meine Knochen und der Schlafentzug sich echt bemerkbar, aber die letzten drei Bands müssen jetzt auch noch sein. Den Anfang machen die Schweden von BEWITCHED. Die alteingesessene Band zeigt den jungen Truppen mal richtig, wie man Black Metal mit Thrash Metal mischt. Mit ordentlich Leidenschaft knallen sie einen Hit nach dem nächsten ins Publikum. Auch hier zeigt sich erneut, wie gut der Sound des Festivals ist. Die fiesen Screams knallen glasklar aus den Boxen. Die Gitarren, Bass und Schlagzeug versinken nicht zu einem Matsch und auch die vielen Ansagen sind gut zu verstehen. Die Posen sitzen und besonders der Bassist tritt ordentlich in den Arsch. BEWITCHED haben sichtlich Spaß und die Zuschauer danken es ihnen mit einen der seltenen Moshpits. Dass die Songs auch grooven, ein wenig MOTÖRHEAD-Feeling verbreiten und gut im Ohr hängen bleiben, rundet den Auftritt ab. Der Headliner wird es schwer haben, da noch eine Schippe drauf zu legen.
Damit sind wir auch schon beim letzten Headliner des Festivals. IMPALED NAZARENE haben sich angekündigt und ich bin gespannt, wie die Legende auf mich wirken wird. Gehört habe ich bereits viel von der Gruppe. Dabei gehen die Meinungen zu der Band recht weit auseinander. Für viele ist die Gruppe eine Legende, für einige einfach nicht nachvollziehbar. Als die Band die Bühne betritt, wirkt das optisch großartig und macht Lust auf das Konzert, aber je länger der Auftritt dauert, desto weniger Lust habe ich, weiter zuzuhören. Black Metal darf gern auch stumpf und einfach sein, aber das hier ist doch ein arg eintöniges Gehämmer ohne viel Abwechslung. Die Songs unterscheiden sich kaum und auf der Bühne passiert fast nichts. Besonders Sänger Mika Luttinen ist vollkommen statisch und wirkt beim Singen angestrengt. Trotz des stumpfen Geballers kommt es bei mir eher kraftlos an. Damit kann ich aber eine weitere Legende auf meinem Zettel abhaken und noch was futtern gehen, bevor das Festival abgerundet wird.
Einen stärkeren Kontrast zwischen zwei Bands hätte man kaum wählen können. Wo IMPALED NAZARENE noch alles kurz und klein hacken wollten, erscheinen ABYSSIC fast sanft und zerbrechlich. Mit ihrer symphonischen Mischung aus Doom und Death Metal gibt es zum Ende des Tages nochmal etwas Abwechslung. Als dann in der Mitte der Bühne ein Kontrabass auftaucht, schauen einige schon nicht schlecht. Dieser wird gespielt von Sänger Memnoch, was schon eine beachtliche Leistung ist. Auch ihr Sound passt perfekt zu der späten Stunde und fängt das Publikum schnell ein. Zum Abschluss zeigt auch die große Bühne nochmal ihr volles Potenzial und die Lichtshow unterstreicht den Auftritt perfekt. Wer sich noch nicht in die Zelte zurückgezogen hat, erlebt intensiven Death Doom, der nicht oft auf deutschen Bühnen zu sehen ist.
Damit entlässt das Under The Black Sun-Festival seine Fans mit einem Ausrufezeichen am Ende und ist immer für eine Überraschung im Lineup gut. Auch dieses Jahr hat sich das Festival ein Stück weiterentwickelt, ohne dabei den Kern zu verlieren. Der Fokus liegt weiterhin auf den Bands. Dennoch haben die Updates im Sanitärbereich und beim Essen das Leben auf dem Festival verbessert. Das größte Update ist allerdings die neue Bühne, welche den Gruppen mehr Raum gegeben und auch eine deutlich intensivere Lichtshow ermöglicht hat. Ebenfalls muss man der Crew und dem Veranstalter danken, welche erneut einen reibungslosen Ablauf auf die Beine gestellt haben. Der Einlass ging zügig und ohne Probleme, die Bands waren größtenteils im Zeitrahmen, es gab kaum Schlangen bei den Getränken und beim Essen, der Merchverkauf lief problemlos ab und der Sound vor der Bühne war hervorragend. So begebe ich mich glücklich und zufrieden auf den Weg nach Hause und weiß jetzt schon, dass ich auch im kommenden Jahr wieder mit dabei sein werde. Wir sehen uns 2026!
|
|
Billing
|
|
ABYSSIC - AMYSTERY - BAXAXAXA - BEWITCHED - CURSE UPON A PRAYER - DENIAL OF GOD - DIM AURA - GORGON - GRABUNHOLD - HELL MILITIA - IMPALED NAZARENE - IMPIETY - LUNAR SPELLS - MAGGOTS - MAGOTH - MARDUK - NAXEN - ORDER OF NOSFERAT - PESTLEGION - SARDONIC WITCHERY - SEXTRASH - SODOMIZER - STREAMS OF BLOOD - THORYBOS - THRONECULT - VADER |
Besucher-Interaktion
|
|
Artikel über soziale Netzwerke verbreiten

 |
|
|