Interview mit Billy von Helldrifter

Ein Interview von Eddieson vom 17.04.2025 (16731 mal gelesen)
Mitte Mai veröffentlichen HELLDRIFTER ihr zweites Album "Shell Of Inexistence". Sänger Billy nahm sich einen Moment Zeit, um mit mir über ihren neuen Longplayer zu sprechen.

Worin liegt für dich der größte Unterschied zwischen "Lord Of Damnation" und "Shell Of Inexistence"?

Billy: Im Vergleich zu unserem ersten Album "Lord Of Damnation" hatten wir bei "Shell Of Inexistence" deutlich mehr Zeit zur Verfügung. Damals lief alles ziemlich hektisch ab, wir haben während des Lockdowns alles aufgenommen und produziert und hatten gerade mal einen Monat, um alles unter Dach und Fach zu bringen. Es war eine verrückte Zeit. Mit "Shell Of Inexistence" hatten wir endlich den Raum und die Zeit, wirklich in die Details einzutauchen. Es fühlt sich an wie eine Weiterentwicklung von "Lord Of Damnation", aber diesmal konnten wir unsere ursprüngliche Vision komplett umsetzen. Wir haben viel Zeit im Studio verbracht, um die Songs auszuarbeiten und wir sind richtig stolz auf das Ergebnis. Dieses Album repräsentiert für uns genau das, wofür unsere Musik steht.

Feiert ihr den 16.05. oder ist das ein normaler Tag für euch?

Billy: Wir freuen uns wie verrückt auf den Release-Tag! Ich glaube, jede Band, die endlich ihr neues "Baby" präsentieren darf, weiß, wie aufregend dieser Moment ist. Besonders weil der Entstehungsprozess diesmal recht lang war, ist die Aufregung umso größer. Wir freuen uns auch riesig auf die kommenden Gigs, bei denen wir das neue Material endlich live spielen können.

Wie läuft das Songwriting bei euch ab? Klassisch im Proberaum, wo es vielleicht einen hauptverantwortlichen Songwriter gibt, oder arbeiten immer alle zusammen an den Songs?

Billy: Die meisten Songs entstehen zunächst bei Vasilis (Gitarre) zuhause, er komponiert die Grundstrukturen, und im Proberaum wird dann gemeinsam mit der ganzen Band daran gefeilt und verfeinert. Auf diesem Album stammen allerdings auch zwei Tracks von Benni (zweite Gitarre). Uns ist wichtig, dass jeder seine eigene Handschrift in die Songs einbringen kann, genau das macht die Musik auch spannender.

Wie sieht es mit den Texten auf dem neuen Album aus? Worum geht es in den Texten? Woher stammen die Inspirationen dafür?

Billy: Die Texte schreibe ich meistens selbst. Eine kleine Ausnahme gab es im Studio, an ein paar Stellen habe ich Unterstützung von unserem Produzenten Roland Böfgen und von Vasilis bekommen, um bestimmte Passagen zu ergänzen. Inhaltlich ist das Album deutlich existenzieller geworden. Die Texte drehen sich um Themen wie atomare Endzeit, Suizid, sozialkritische Fragen und enthalten eine große Portion Realität. Denn oft ist das, was in der echten Welt passiert, brutaler als jeder Horrorfilm.

Das Artwork zu eurer neuen Platte gefällt mir extrem gut.

Billy: Das Artwork wurde vom talentierten Giannis Nakos (Remedy Design) gestaltet. Inspiriert von den Texten hatte ich das Bild einer Hand im Kopf, die für all unser Handeln steht, Gutes wie Böses. Kriege, Konflikte, Suizid, all das entspringt letztlich uns selbst. Giannis hat diese Idee beeindruckend umgesetzt: Die Planeten über der Hand symbolisieren das Universum, Zeit und Raum. Die Schlange steht für menschliche Urinstinkte, zwischen Verteidigung und Aggression. Die Hand selbst vereint Schöpfung, Zerstörung und den Tod, der allem folgt. imgright

Ihr habt mit 'Deception', 'Suicide Strike' und 'Reckoning In Blood' drei Singles veröffentlicht. Wonach habt ihr entschieden, welcher Song vorab veröffentlicht werden soll und spiegeln diese drei Songs das Album deiner Meinung nach gut wieder?

Billy: Sehr gute Frage! Tatsächlich war es gar nicht so leicht, uns auf die Singles zu einigen, vor allem weil wir das Album als Gesamtwerk sehen und keinen Song als "besser" oder "repräsentativer" herausheben wollten. Am Ende haben wir uns aber doch für ein paar Kriterien entschieden, unter anderem, dass die Tracks stilistisch unterschiedlich sein sollten. 'Suicide Strike' bringt den Groove, 'Reckoning In Blood' ist eher melodisch, und 'Deception' lehnt sich an den schwedischen Death Metal-Stil an. Wir hätten ehrlich gesagt noch ewig so weitermachen können - es gäbe einige Songs, die es verdient hätten, Singles zu werden.

Ich bin immer sehr interessiert daran, wie kleinere Bands die Metalszene aus Bandsicht sehen. Wie siehst du die deutsche Metalszene? Was läuft gut? Was muss besser lauf?

Billy: Unterstützt die Underground-Szene, ohne diese Szene gibt es keine Zukunft für den Metal. Natürlich hören wir alle die großen Bands, aber es gibt so viel ungeschliffenes Talent da draußen, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Der Underground ist der Ursprung des Metals, und er verdient unsere volle Unterstützung.

Mal angenommen, eine gute Fee begegnet dir und fragt dich, ob sie dir den Wunsch erfüllen soll, mit HELLDRIFTER von der Musik leben zu können, mit allem was dazu gehört, also auch dieser ständige Album-Tour-Rhythmus zum Beispiel. Würdest du das machen oder doch lieber mit HELLDRIFTER als "Hobbyband" weitermachen?

Billy: Ich muss sagen, ich fühle mich sehr wohl dabei, Musik zu machen, ohne finanziell davon abhängig zu sein. So kann ich einfach die Musik schreiben, die ich wirklich fühle, ohne Druck. Geld sollte niemals etwas daran ändern, aber es ist schon interessant, dass es am Ende doch einen Einfluss hat. Sehr wenige große Künstler sind meiner Meinung nach davon verschont geblieben. Dennoch gibt es immer noch den puren Altruismus.

Das HELLDRIFTER-Traum-Tourpackage würde wie aussehen?

Billy: Oh, auch eine sehr gute Frage! Wenn es nach mir ginge, würde das Traum-Tourpackage wie folgt aussehen: CARCASS, SKELETONWITCH und HELLDRIFTER.

Billy, damit sind wir am Ende. Ich wünsche euch für "Shell Of Inexistence" alles Gute und überlasse dir die letzten Worte.

Billy: Vielen Dank, dass wir die Gelegenheit hatten, dieses Interview zu führen. Wir hoffen, dass euch unser kommendes Album gefällt. Und zum Abschluss: Was gibt es Besseres, als dein Lieblingsalbum aufzulegen, ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank zu holen und das Artwork auf dem Vinyl-Cover gemütlich auf der Couch zu genießen? Long live Rock'n'Roll!

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