Livebericht Ugly Kid Joe

Ein Livebericht von des aus Wien (Szene Wien) - 16.06.2025 (25815 mal gelesen)
UGLY KID JOE, BERNHARD BEIBL am 16.06.2025 in der ((szene)) Wien
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imgleftEigentlich war das ein Konzert, das völlig unerwartet kam - UGLY KID JOE - gibt es die überhaupt noch? Oder wieder? Im Plattenschrank stehen die ersten beiden Scheiben und die wurden so oft angehört in den frühen 1990ern, dass sie vom Abtastlaser schon richtig löchrig geschnitten sind. 'Cats In The Cradle' hat man immer noch im Ohr, und der Song, der eigentlich ein Cover ist, wird auch heute noch ab und zu im Radio gespielt. Oder 'Everything About You', 1992 ein Megahit, und mittlerweile etwas in Vergessenheit geraten, aber die Nummer kennt man. Das nächste Fragezeichen des Abends ist der Opener, der erst ein paar Tage vor der Show feststeht - BERNHARD BEIBL - genau, wer? Eine kurze Internetrecherche ergibt das Ergebnis, dass er Musiker bei TANGERINE DREAM war, und sein Internetauftritt wirkt professionell. Die Erwartungen sind gemischt, bei einem hochkarätigen Main Act wie UGLY KID JOE einen Supportact, der vermeintlich unbekannt ist. "Vermeintlich" trifft es, denn Beibl hat eine riesige, aber eher lokal gehaltene Fanbase.

Und tatsächlich stellt BERNHARD BEIBL eine Überraschung dar; zum einen zieht er eine gehörige Fanschar an und zum anderen gestaltet sich sein Auftritt hochprofessionell. Was schon mal wohltuend ist: es kommt nichts aus der Dose! Die Band, die als Trio auftritt, spielt live, ungeschminkt, ohne unterstützende Samples und dennoch fast perfekt. Da ist es fast nicht zu glauben, dass es sich um den ersten Auftritt des Trios in dieser Besetzung handelt. Musikalisch ist es ein wenig ein Stilbruch zum Hauptact, denn Beibl und Band spielen erdige Rockmusik, die mit langen instrumentalen Teilen aufgepeppt ist - als Orientierungshilfe könnte man JOE BONAMASSA nennen. Beim Bassisten ist in den ersten Minuten etwas von seiner Nervosität zu spüren, mit Fortdauer des Sets wird er aber richtig locker. Beibl spielt in seinem musikalisch reichhaltigen Gourmet-Rockset eine Mixtur aus seinen Veröffentlichungen, lässt aber die Meditationsmusik weg und konzentriert sich auf seine rockigen Nummern. Die vierzig Minuten lange Spielzeit vergeht wie im Flug; wohl auch, weil durch die langen Instrumentalpassagen nicht allzu viele Songs ins Set passen. Ein starker Auftritt mit Musik, die einfach gut ist und der man noch länger gerne zugehört hätte.

imgleftJa, genau, UGLY KID JOE, die Spannung steigt. Vor meinem inneren Auge sehe ich die Band auf Barhockern sitzen und ein Akustikset klampfen. Auf die Bühne gelugt, wo der Zettel mit der Setlist klebt. Und was auf der Liste steht, lässt die Vorfreude steigen. Die Setlist umfasst unglaubliche 17 oder 18 Songs, was in der heutigen Zeit schon relativ ungewöhnlich ist; man ist mittlerweile daran gewöhnt, dass drei bis sechs Bands spielen, die dafür nur eine halbe Stunde bis 60 Minuten. Und als Fan des Debütalbums freut es einen, wenn sieben Songs von diesem Album gespielt werden. Und die dämliche Vorstellung mit den Barhockern erledigt sich nach wenigen Sekunden, denn nach einem kurzen Intro wird mir 'VIP' und 'Neighbor' richtig deftig losgelegt und die Menge zeigt sich textsicher bei den Zeilen "it's a beautiful day in the neighborhood … my f#cking neighbor". Kurz darauf folgt 'Panhandling Prince' mit dem Ohrwurmrefrain und der Frage an Mr. Trump: "Hast du ein bisschen Kleingeld für mich, Sucker?" Lustig, der Text stammt von 1992 und passt noch immer. Ein glorioser Start ins Konzert, und es sollte auch in weiterer Folge kein Ausfall folgen - starke Songs en masse und tolle Stimmung in der wieder einmal ausverkauften ((szene)). Sänger Whitfield Crane ist topfit, sympathisch und unermüdlich unterwegs, spricht mit dem Publikum, klatscht mit den Fotografen ab und holt die Menge richtig ab, während die Gitarristen sichtlich Spaß an dem Konzertabend haben. Whit Crane freut sich, dass UGLY KID JOE nicht wie in den Tagen davor ein kurzes Festivalset spielen dürfen, sondern eine volle Show. Der zweitgrößte Hit der Band, 'Cats In The Cradle', wird in die Mitte des Sets gespielt und bekommt live einen richtigen Powerschub und bedeutet keine Durchschnauf-Pause - im Gegenteil, die Stimmbänder werden ordentlich gefordert. Dass der Schwerpunkt auf den ersten beiden Alben liegt, die gemeinsam die Hälfte der Spieldauer ausmachen, ist kein Fehler und die vereinzelt eingestreuten Songs der übrigen Alben sorgen für eine gute Durchmischung des abwechslungsreichen Konzertes. Das stimmungsvolle 'Busy Bee' ist ein Lieblingssong und Höhepunkt gegen Ende. Und mit 'Failure', welches wieder ordentlich pumpt, und dem ebenfalls genialen 'Milkman's Son' werden zum Finale nochmals schwere Kaliber ausgepackt.

Das Publikum ist ausgepumpt, der Schweiß läuft in Bächen von den Gesichtern, aber genug hat noch niemand. Am Setlist-Zettel stehen zwei Zugaben, doch die Band - die auf das bekannte "Wir gehen jetzt runter und kommen wieder zurück"-Spiel verzichtet, lässt sich vom Publikum zu einer dritten Zugabe anfeuern. Ein unglaublicher Hammer ist das MOTÖRHEAD-Cover 'Ace Of Spades', welches instrumental deutlich verlängert wird und den Sack endgültig zu macht die Band mit dem Mega-Hit 'Everything About You'. Da wird nochmals ordentlich gesungen und gehüpft.

Eindreiviertel Stunden Spielzeit und keine Sekunde langweilig, was für ein Konzert, und nach all den tollen Konzerten im heurigen Jahr war es dann doch das beste! Danke an UGLY KID JOE für den tollen Abend, die Band kann man sich wieder auf die "To-see"-Liste schreiben!

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Location Details
Szene Wien in Wien (Austria)
Website:www.szenewien.com
Adresse:Hauffgasse 26
1110 Wien

Anfahrt:U3 - Mit der U3 bis Enkplatz (Fußweg ca. 8 min.)
71 - Vom Schwarzenbergplatz mit dem 71er ca. 20 min zur Station Hauffgasse, Fußweg ca. 7 min.)
S-Bahn - Von Bahnhof Wien Nord oder Wien Mitte mit der S7 Richtung Flughafen/Wolfsthal bis zur Haltestelle Geiselbergstraße. Kurz nach links und dann vor der BP schräg links 50m hinunter.
Nachtautobusse, N6 und N71

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