Nattverd - Tidloes Naadesloes

Review von Chaosswampchicken vom 27.04.2025 (1828 mal gelesen)
Nattverd - Tidloes Naadesloes NATTVERD ist eine Black Metal-Supergroup aus Bergen, Norwegen, bestehend aus erfahrenen Musikern, die sich zwischen zahlreichen Bands hin und her bewegen. Angeführt wird die Band von Ormr (besser bekannt als Doedsadmiral), der durch seine Mitwirkung bei NORDJEVEL und DOEDSVANGR bereits einen Namen in der Szene gemacht hat. NATTVERD existieren seit 2010, die Geschichte der Band reicht allerdings bis in die 90er zurück. Das erste Album der Band "Vi Vet Gud Er En Løgner" entstand zwar in dieser Zeit, wurde aber tatsächlich erst im Jahre 2017 veröffentlicht. 2010 bildeten Atyr (A.U.G.E., ex-NATAS) an Gitarre und Bass sowie Ormr (A.U.G.E., DOEDSVANGR, HORDE OF HEL, SVARTVELDER, NORDJEVEL, ex-ENEPSIGOS) mit Gesang den Grundstein von NATTVERD. 2018 dann kam Sveinr (NEBULAR MYSTIC, VIDSYN, NORDJEVEL, ex-RAGNAROK, ex-CARPTICON) als Bassist hinzu, und in den folgenden Jahren vervollständigten unter anderem Aven (CHINBJER, STEINRAS, ex-NOXIUM FERUS) an der Gitarre und Renton (JORDJUK, TROLLFEST, ex-SARKOM, ex-URGEHAL) am Schlagzeug das Line-up. NATTVERD liefern kompromisslosen norwegischen und echten Black Metal und legen mit "Tidloes Naadesloes" ihren fünften Longplayer vor. Wer mit der Band vertraut ist, weiß, was ihn hier erwartet: eiskalte Riffs, gnadenlose und wütende Blastbeats und eine Atmosphäre, die einen in düstere nordische Wälder verschleppt. Bekommen wir das im aktuellen Werk wieder geboten? Wir werden sehen. Was wir aber bekommen sind Gastbeiträge von Hoest (TAAKE) und von Hellreich (SLAGMAUR). Was man jetzt schon sagen kann ist, dass hier kein reines Blastbeat-Geprügel passiert, sondern hier wird auch mit sehr viel Atmosphäre und Tempo sowie anderen Elementen gespielt. Nun aber nichts wie los in die eisigen Abgründe in Norwegen.

Boshaft und Dunkel schwappt es aus dem hohen Norden herüber


Der Auftakt unseres Openers 'Iskalde Horn' ist kalt, frostig und übersät mit geknurrten Vocals, derben Blastbeats sowie einer aggressiven und rohen Atmosphäre - das nenne ich einen Einstieg. Er ist unerbittlich, aber mit subtilen Andeutungen von Melodie zwischen den wütenden Anstürmen, die uns ins Gesicht schlagen. Das gewaltige Stück walzt sich durch die ersten Minuten, etwa zur Hälfte vernimmt man hier ein kurzes, aber atmosphärisches Zwischenspiel - nur um dann wieder mit einem brachialen Riff-Part zurückzukommen, der einfach alles niederbricht. Das Ende ist so kalt und unerbittlich, ich spüre den Hass direkt.

Als nächstes haben wir hier die zweite Single-Auskopplung 'Doedsfugl' (Drosselvogel), man wechselt hier in einen bedrohlicheren, dunkleren und schleppenderen Modus. Rohe Raserei weicht einer kalten, unheilvolle Atmosphäre, die sich langsam und unaufhaltsam aufbaut. Die dezente Spieluhr im Hintergrund verstärkt für mich das Gefühl, als würde man in eine düstere, albtraumhafte Welt gezogen werden. Was hier besonders in den Gehörgang sticht, ist die unglaubliche und detailreiche Gitarrenarbeit, die spürbar im Gedächtnis bleiben wird. Man setzt auf treibende Tremolo-Riffs und ein solides Rhythmusfundament; ergänzt durch zarte und melodische Pianoklänge verstärkt es die bedrohliche Stimmung. Die Vocals sind, wie sollte es auch anders sein, "straight to the point" mit sehr viel Biss und Härte aus dem hohen Norden. NATTVERD bleiben ihrem atmosphärischen Ansatz treu, insbesondere bei Songs wie dem epischen 'Ratte Og Raatt'. Mit einer Länge von etwa fünf Minuten ist es einer der längeren Tracks auf dem Machwerk und zeugt von wirklich gutem Songwriting der fünf Norweger, was diesen Track zu einem faszinierenden Moment auf der Platte macht. Es fühlt sich an, als würde einen der Abgrund mit einem unheilvollen Grinsen verfolgen, während man diesem finsteren Musikstück lauscht. Und dann diese Background-Vocals, die aus dem Hintergrund an uns herantreten, es klingt fast so als würde eine Armee aus der Unterwelt marschieren. Ein Song, der nichts überstürzt, aber mit jedem Takt mehr Spannung aufbaut.

NATTVERD vereinen moderne Produktion mit passender Rohheit und Oldschool-Charme


'De Sviande Ord Vaagar Ikje For Sitt Liv' (Die Worte des Verrats fürchten nie um ihr Leben) ist einfach zu beschreiben: Melodie, Atmosphäre und sehr viel Gefühl. Der atmosphärische Break in der Mitte ist unglaublich, fast schon hypnotisch. Der Song gehört zu den Highlights auf "Tidloes Naadesloes", auch mit meisterhaften Tremolo-Passagen und gnadenlosem Drumming kann er aufwarten. Die kurze akustische Passage verstärkt dieses kalte, trostlose und unwohle Gefühl. Dieser etwas sanftere Ton ist ungewohnt für die Band, doch wenn sie dieses Klangkonzept annehmen und leben, sind die Ergebnisse überraschend überzeugend und zeugen von einer gefühlvollen Melancholie. Es ist eine erfrischend neue Richtung für NATTVERD, und "Tidloes Naadesloes" scheut sich nicht davor, neue Ideen auszuprobieren. 'Med Kniven I Oeyet' besticht unterdessen durch ein wirklich dynamisches Wechselspiel zwischen den Gitarren und markanten sowie keuchenden Growls.

'Naar Vi Har Dolket Guds Hjerte' (Wenn wir Gottes Herz durchstochen haben), eine Cover-Version von DODHEIMSGARD, stört den Spielfluss dann doch ein wenig. Obgleich diese Interpretation gut gemacht ist, empfinde ich sie hier im Gesamtkonzept des Albums fehl am Platz, kurz vor dem epischen Closer stört es hier das Tempo. Einen würdigen Abschluss finden wir dann mit 'Ens Egen Grav'. Während die Platte über weite Strecken mit Härte und Kälte um sich schlägt, erfreut uns 'Ens Egen Grav' mit gedrosseltem Tempo und lässt die Atmosphäre und Stimmung noch einmal aufkochen. Alles wirkt bedrückend, schleppend, als würde sich ein finsteres Portal öffnen und dunkle Gestalten verschaffen sich Zugang auf das Erdenreich. Sound-Ausschnitte flüstern im Hintergrund, ein unheilvolles Momentum baut sich auf - und für etwa sechs Minuten wird man in eine düstere, gespenstische Klanglandschaft gezogen, aus der es schwer wird zu entkommen, wenn man das überhaupt möchte.

Fazit


NATTVERD haben mit "Tidloes Naadesloes" ein wirklich düsteres und erbarmungsloses Werk erschaffen, das diese rohe Intensität des norwegischen Black Metal bewahrt und zelebriert. Das Album zeigt eine Black Metal-Band, die sich nicht auf ihrem Erfolg ausruht. NATTVERD beweisen, dass sie auch jenseits des üblichen Second-Wave-Sounds dazu in der Lage sind, Musik zu schaffen, die im Gedächtnis bleibt. Somit verbinden sie den schon erwähnten Oldschool-Sound mit modernerem Ansatz. NATTVERD sind im Vergleich zu ihren frühen Songs in vielerlei Hinsicht gewachsen: man ist aggressiver und disziplinierter, aber auch melodiöser. Geeignet ist das gute Stück für Liebhaber von schwarzmetallischer Klangkunst in Form von TAAKE, CARPATHIAN FOREST und für jeden, der guten Black Metal mit Wiedererkennungswert zu schätzen weiß. Ein Album, das einem Spaziergang in einer kalten Winternacht gleicht.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Iskalde Horn
02. Doedsfugl
03. For Aa Kunne Bli Doedt
04. Hvisk Deg Vekk
05 .Raate Og Raatt
06. De Sviande Ord Vaagar Ikje For Sitt Liv
07. Udyr
08. Med Kniven I Oeyet
09. Naar Vi Har Dolket Guds Hjerte (Dødheimsgard cover)
10. Ens Egen Grav
Band Website:
Medium: CD, LP
Spieldauer: 46:31 Minuten
VÖ: 21.03.2025

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