Behemoth - The Shit Ov God

Review von Chaosswampchicken vom 12.05.2025 (2493 mal gelesen)
Behemoth - The Shit Ov God Irgendwie passend: Einen Tag, nachdem die Welt nun einen neuen Papst gewählt hat - und wenn ich mich nicht irre, circa drei Jahre nach ihrem letzten Werk "Opvs Contra Natvram" aus dem Jahre 2022 - veröffentlichen nun auch die Blackened Deather von BEHEMOTH ihr neues Werk "The Shit Ov God". Das nun 13te Werk aus der Feder von Adam "Nergal" Darski, zusammen mit Bassist Tomasz "Orion" Wróblewski und Schlagzeuger Zbigniew "Inferno" Prominski, hat ganze acht Tracks zu bieten, von denen vor dem Release bereits drei veröffentlicht wurden. Musikalisch knüpft die Band an den schon erwähnten Vorgänger "Opvs Contra Natvram" an. Eingefleischte Fans können sich sicher denken, was sie hier erwarten wird. Songs, die sich mit der Menschheit, Göttlichkeit und der Bedeutung von Ungehorsam in einer Zeit auseinandersetzen, in der Individualität hochgeschätzt wird, sich aber jeder an seinen Rettern - oft in himmlischen Formaten - klammert. Klanglich, politisch oder anderweitig. Der Albumtitel spiegelt eben diese Sensibilität wider. Bewusst polarisierend, sagt BEHEMOTH-Mastermind Nergal über den Titel: "Wir haben diesen provokanten Titel bewusst gewählt und auf Subtilität zugunsten einer direkten und polarisierenden Aussage verzichtet. Es ist ein eigensinniger Sprung in die Tiefe, der es wagt, selbst in der Gosse das Absolute zu suchen". Und mit diesen Worten geht es nun in das Review.

Wir begeben uns auf eine blasphemische Reise in die Tiefen der Menschheit

Wir eröffnen das Album mit 'The Shadow Elite', harte Melodien weben sich um Nergals gutturalen Gesang, der sich immer wieder mit relativ cleanen Passagen abwechselt und somit dem Song Tiefe gibt. Schon der Beginn überzeugt mit unheimlichen Klängen, die sich langsam an uns heranschleichen, sowie ein paar Ambient-Elementen, die uns Furcht einjagen. Es wird schnell klar: Das hier ist BEHEMOTH in Bestform. Es gibt aggressive Parts, die Breaks hier verleihen dem Song zusätzlich Vielseitigkeit. Nergals Gesang hat durch die Länge des Songs für mich eher einen erzählerischen Charakter - das kommt im Titeltrack noch deutlicher zum Ausdruck. Der Chorus von 'The Shadow Elite' ist gewaltig und scharf wie ein frisch geschliffenes Messer. Doch die dichte, verstörende Atmosphäre, die durch die Gitarren (und Infernos unvergleichliches Schlagzeugspiel) erzeugt wird, lässt nie nach. Als nächstes hätten wir da 'Sowing Salt', der zwar manchmal etwas unzusammenhängend wirkt, aber ein wirklich ansteckendes Black Metal-Flair mit einigen harten Blastbeats bietet, die am Ende in schöne Gitarrenriffs münden. Dieser Track zeigt den komplexen, krummen Sound einer Band, die es gewohnt ist, die extremste Musik auf den größten Bühnen zu spielen, die man sich vorstellen kann. Man kennt und man liebt (oder auch nicht) dieses typische Klangkonzept. Als nächstes kommen wir zum Titeltrack des Longplayers 'The Shit Ov God': Dieser startet mit einem Spoken-Word-Part von Nergal,"Eat my flesh, drink my blood, I am the shit ov god!". Hier zeigen BEHEMOTH mal wieder, wie mächtig sie klingen können, auch wenn man nicht unbedingt die Geschwindigkeit bis zum Anschlag hochdreht. Dabei begeistert - wie so oft - die grandiose ,schwere, düstere und bedrohliche Atmosphäre, die hier kreiert wird. Ich habe hier mehr als einen Durchlauf dieser Nummer gebraucht, aber jetzt bin ich völlig überzeugt davon. Es braucht manchmal ganz einfach etwas mehr Zeit, um alle Nuancen eines Songs herauszuhören. Nach etwas mehr als der Hälfte des Albums bekommt man immer mehr das Gefühl, das sich BEHEMOTH in ihrem neuesten Werk doch vermehrt im Midtempo aufhalten und wohlfühlen. Dieses Enthemmte, Urtümliche, die rohe Kraft und Aggression, die in ihrer Musik oft zum Ausdruck kommt - beispielsweise zu "Demigod"-Zeiten (mein Favorit) - bekommen wir im härter nach vorne brechenden 'To Drown The Svn In Wine'. Hier wird es auch ein wenig lyrisch mit den Referenzen an Walt Whitmans "O Captain! My Captain!" (die hier leider nicht repliziert werden, aber zumindest angekratzt). Ansonsten muss ich hier leider gestehen: Ich empfinde weite teile des Songs - wie sage ich das am besten - als repetitiv, vor allem beim Chorus fällt einem das auf. Aber gut, lasst uns mal weitermachen.

"The Shit Ov God" - Widerspruch in sich selbst?

Wieso sage ich das? Ich versuche euch das zu erklären, warum das zumindest ein wenig so ist. Zum einen diese Schock- und Ehrfurchtsabsicht des Titels, zusammen mit dem Titeltrack (einer der zugänglichsten BEHEMOTH-Songs überhaupt, finde ich) und dem oft wiederholten Refrain, hat genau den gegenteiligen Effekt; es ist blasphemisch - ja - mit offenkundig dunklen Absichten, vor allem gegenüber organisierter Religion, doch das Ergebnis lässt einen eher etwas gedankenvoll und erstaunt zurück. Wir kommen nun zu einem der letzten beiden Tracks auf "The Shit Ov God", nämlich zu 'O, Venvs Come!'. Mit diesem Stück servieren uns BEHEMOTH dann nochmal eine wirklich beeindruckende und langsame Nummer, ein wenig fühle ich mich hier an 'O Father O Satan O Sun!' vom Longplayer "The Satanist" erinnert. Bei all der Kritik, die man für das Album hegt, muss man aber wiederum sagen, dass gerade die atmosphärische Richtung und Nergals omnipräsente Performance halt auch einfach wunderbar zu ihm und der Band passen. Dies zeigt er immer wieder eindrucksvoll, unter anderem in diesem Stück. Hervorheben möchte ich neben den wirklich guten Growls auch die Arbeit an Schlagzeug und Bass: Nergal, Orion und Inferno arbeiten wie ein Uhrwerk zusammen. Zum Ende hin vernimmt man hier noch einen chorähnlichen Singsang im Hintergrund, sowie ein kreatives Solo, das über verzerrten Klangelementen gespielt wird - genau mein Fall. Der Vorhang für unsere dunkle Reise fällt mit dem Closer 'Avgvr (The Dread Vvltvre)': Provokant und schwer marschierend wuchtet sich der Song nach vorne, ein gezogener Schrei ertönt, und das Tempo wird schneller. Die Vocals im Chorus sind sowohl aggressiv als auch schmerzerfüllt und bleiben - zumindest bei mir - direkt im Kopf stecken. Glänzen kann das Stück zum großen Teil mit einer wirklich spannenden Bass-Passage von Orion - ein passendes Ende für das Album.

Fazit

Was kann man nun abschließend über die neue Scheibe von BEHEMOTH sagen? Insgesamt war diese Platte eine wirklich angenehme Überraschung. Wird sie Gegner der Band überzeugen? Wahrscheinlich nicht, sie ist aber auch bei weitem nicht so "scheiße", wie der Titel vermuten lässt (ja, das Wortspiel musste sein). Ich für meinen Teil konnte sie über weite Teile sehr genießen, und wenn man bereit ist, sich ganz darauf einzulassen und dem Ganzen mehr als einen Durchlauf zu gönnen, wird es euch auch so gehen. Das musikalische Können zeigt Erfahrung und ist solide, die Produktion hebt die Songs auf ein neues Niveau. Speziellen die letzten drei Songs zeigen deutlich, dass sich die Band an ihren rohen Black Metal-Anfängen orientiert hat, und das tut dem Ganzen wirklich gut. Gleichzeitig besteht aber auch kein Zweifel daran, dass dies eine wirklich signifikante Veröffentlichung für BEHEMOTH ist. 13 ist eine Zahl von mystischer Bedeutung: 13 Teilnehmer am letzten Abendmahl Christi, 13 Hexen in einem Hexenzirkel – und Nergal selbst hat betont, wie stolz er wäre, wenn dies BEHEMOTHs letzte Veröffentlichung wäre.

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
1. The Shadow Elite
2. Sowing Salt
3. The Shit Ov God
4. Lvciferaeon
5. To Drown The Svn In Wine
6. Nomen Barbarvm
7. O Venvs, Come!
8. Avgvr (The Dread Vvltvre)
Band Website: www.behemoth.pl
Medium: CD, LP
Spieldauer: 37:48 Minuten
VÖ: 09.05.2025

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