Testament - Para Bellum

Review von Chaosswampchicken vom 10.10.2025 (752 mal gelesen)
Testament - Para Bellum Mit "Para Bellum" melden sich TESTAMENT 2025 mit ihrem 14. Studioalbum zurück - kompromisslos, fokussiert und mit dem Selbstbewusstsein einer Band, die längst ihren Platz im Metal-Olymp gefunden hat. Der Titel - lateinisch für "Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor" - steht sinnbildlich für den inhaltlichen Kern des Albums: den Kampf gegen äußere wie innere Bedrohungen in einer Welt am Rand des Zusammenbruchs. Musikalisch setzen TESTAMENT auf eine dichte, präzise Produktion, die klassische Thrash-Wurzeln mit einer modernen Wucht verbindet. "Para Bellum" ist kein einfacher Rückblick, sondern ein kraftvolles Statement im Hier und Jetzt - scharf, reflektiert und mit mehr Biss, als mancher es der Band nach all den Jahren noch zugetraut hätte. Besonders spannend wird es, den Einfluss von Drummer Chris Dovas auf das neue Material zu erleben. Seit 2023 festes Mitglied bei TESTAMENT, hatte er zuvor bereits bei mehreren Liveshows hinter dem Schlagzeug ausgeholfen - und dort schon gezeigt, welches Feuer in ihm steckt. Auf "Para Bellum" bringt Dovas nun frischen Wind in das ohnehin kraftvolle Fundament der Band. Seine präzise, wuchtige Spielweise fügt sich nahtlos in den typischen TESTAMENT-Sound ein und verleiht ihm gleichzeitig eine moderne Schärfe. Eines steht fest: TESTAMENT werden 2025 nicht einfach nur ein weiteres Album abliefern - sie werden überraschen, herausfordern und einmal mehr beweisen, warum sie seit Jahrzehnten zu den Konstanten des Thrash Metals zählen.

Ein Album als Waffe - gezielt, bewusst, ohne Rückzug

Das Album enthält zwei Lead-Singles, 'Infanticide A.I.' und 'Shadow People', die vor der Veröffentlichung des Albums released wurden. Doch es ist der Opener 'For The Love Of Pain', der mich kurz zweifeln ließ, ob ich tatsächlich das richtige Album eingelegt hatte. Der Einstieg ist ein Schlag ins Gesicht: rasantes Tempo, messerscharfe Riffs und Chuck Billys unverkennbarer Gesang, der zwischen Aggression und Kontrolle pendelt. Die kreischenden Schreie und das hohe Energielevel verleihen dem Song einen ungewohnt düsteren Anstrich - doch wer befürchtet, TESTAMENT könnten sich hier von ihren Wurzeln entfernen, darf beruhigt aufatmen. Denn obwohl das Machwerk der Bay Area Thrasher mit einem überraschenden Paukenschlag eröffnet, bleibt es vom ersten bis zum letzten Ton unverkennbar TESTAMENT. Die Band experimentiert, ohne sich zu verlieren. Sie wagt kleine stilistischen Ausflüge, bleibt aber fest im eigenen Kosmos verankert - kraftvoll, präzise und mit jener unverwechselbaren Mischung aus technischer Finesse und roher Energie, die sie seit Jahrzehnten auszeichnet. Die beiden Lead-Singles gehen eher wieder mehr in die klassische TESTAMENT-Richtung: 'Infanticide A.I.' ist ein gnadenloser Headbanger, schnell und präzise, während uns 'Shadow People' die schon erwähnten Wurzeln der Band in der Bay Area Thrash Metal-Szene eindrucksvoll in Erinnerung ruft. Jeder Ton, jede Riff-Passage atmet die Energie vergangener Jahre, doch zugleich wirkt das Material frisch, lebendig - als würde die Band ihre Geschichte mit neuer Kraft weiterschreiben. Seit "Return To Serenity" ist klar: Die Thrash-Veteranen scheuen sich nicht vor Balladen. Mit 'Meant To Be' schenkt das neue Album einen emotionalen Moment, der Chuck Billys stimmliche Vielseitigkeit eindrucksvoll offenbart - weit über das hinaus, was klassischer Thrash Metal verlangt. Die ersten vier Tracks entfalten ein breites Spektrum an Klangfarben, das den Hörer von schnellen Thrash-Riffs zu atmosphärischen Passagen führt. Mit 'High Noon' kehren TESTAMENT eindrucksvoll aufs Schlachtfeld zurück. Der Song groovt, rollt und brennt sich mit seiner druckvollen Energie sofort ins Gedächtnis. Einmal mehr zeigt Drummer Chris Dovas, dass seine Verpflichtung ein Glücksgriff war - seine präzisen, explosiven Akzente treiben den Track unerbittlich voran und verleihen ihm eine fast martialische Spannung. Chuck Billy wechselt dabei mühelos zwischen grollendem Gesang und sanfterem melodischen Einschlag, was dem Stück zusätzliche Tiefe verleiht. Das dramatische Gitarrensolo von Alex Skolnick, das stellenweise bluesige Nuancen durchscheinen lässt, krönt den Song schließlich mit jener Eleganz, die TESTAMENT seit Jahrzehnten auszeichnet - virtuos, aber nie überladen. 'High Noon' ist damit nicht nur ein später Höhepunkt des Albums, sondern auch eine Erinnerung daran, wie frisch und gefährlich diese Band noch immer klingt.

Nachdenklich, virtuos, vielschichtig

'Witch Hunt' erhebt sich als wuchtiges Thrash Metal-Epos, durchzogen von subtilen Death Metal-Elementen, während die Blackened-Einflüsse immer wieder aufblitzen und das Album in dunkle, kraftvolle Gefilde treiben. Mit 'Nature Of The Beast' öffnen die Jungs kurz die Tür zu einem neuen Klangraum - roher, erdiger, fast schon südlich angehaucht. Hier trifft der Thrash der Bay Area auf Hard Rock-Riffs, die klingen, als seien sie in Bourbon getränkt und in pure Energie gegossen. Doch lange verweilen TESTAMENT nicht in diesen Gefilden: Mit dem donnernden 'Havana Syndrome' kehrt die Band zu ihrem markerschütternden Kern zurück, bevor 'Room 117' alles vereint, was die Band seit Jahrzehnten auszeichnet - kraftvolle Riffs, treibende Rhythmen und Refrains, die auf kommenden Live-Shows laut mitgesungen werden wollen. Zwischendurch blitzen harmonisch jaulende Twin-Leads auf, die an Iron Maiden erinnern und "Para Bellum" eine klassische Note verleihen, ohne in Nostalgie zu verfallen. Zusammen mit den bereits erwähnten Brechern 'Infanticide A.I.' und 'Shadow People' wird klar: Das Album ist kein nostalgischer Rückblick, sondern das selbstbewusste Statement einer Band, die nach über vier Jahrzehnten immer noch weiß, wie man Kriege führt - musikalisch und emotional. Mit dem Titeltrack 'Para Bellum' setzen TESTAMENT den Schlusspunkt - ein finales Statement voller Nachdruck. Ein Gitarrensolo erhebt sich wie ein Ruf zur letzten Schlacht - melodisch, doch von einer dunklen Dringlichkeit durchzogen. Kurz darauf setzen die Drums ein, pulsierend und mitreißend, bevor das gesamte Bandgefüge explodiert. Der Motor läuft heiß, und es gibt kein Zurück mehr. Hier vereinen sich all jene Elemente, die die Band seit Jahrzehnten definieren: scharfkantiges Riffing, kraftvoller Gesang und eine rhythmische Wucht. "Para Bellum" ist die Essenz dessen, was Testament 2025 ausmacht - konzentriert, entschlossen und mit einem passenden Finale, das wie ein Donnerschlag die Platte schließt und dabei keine Gefangenen macht. Gleichzeitig sind die frischen, ungestümen Ideen von Chris Dovas und Eric Peterson spürbar - sie verleihen dem Song einen modernen, fast ungezähmten Charakter.

Fazit

Mit "Para Bellum" legen TESTAMENT ein Album vor, das in puncto Energie, Präzision und kompositorischer Vielfalt kaum Wünsche offenlässt. Statt sich auf alten Erfolgen auszuruhen, präsentiert sich die Band spielfreudig, fokussiert und erstaunlich frisch. Die neuen Impulse von Chris Dovas am Schlagzeug, gepaart mit der ungebrochenen Kraft von Chuck Billys Stimme und dem unverkennbaren Riffing von Eric Peterson, lassen das Werk lebendig pulsieren. "Para Bellum" vereint das Beste aus TESTAMENTs Vergangenheit mit einer Gegenwart, die kompromisslos nach vorn blickt - ein modernes Thrash-Statement mit Haltung, Herz und Härte.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. For The Love Of Pain
02. Infanticide A.I.
03. Shadow People
04. Meant To Be
05. High Noon
06. Witch Hunt
07. Nature Of The Beast
08. Room 117
09. Havana Syndrome
10. Para Bellum
Band Website: www.testamentlegions.com
Medium: CD, LP
Spieldauer: 50:24 Minuten
VÖ: 10.10.2025

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